Hurtigruten-Reisen

Expedition mit der Otto Sverdrup zum Nordkap

Ein Traum wird wahr - eine Schiffsreise mit dem Hurtigruten-Schiff Otto Sverdrup von Hamburg zum Nordkap und zurück

Ein Buch über die Hurtigruten-Tour haben wir schon viele Jahre im Regal stehen, der Traum dieser Reise ist schon sehr alt. In der 2. Lockdown-Phase im Herbst 2020 haben wir den ersten Plan gefasst. Die Corona-Rücktrittsmöglichkeit, die Nordlicht-Garantie und natürlich der Frühbucher-Rabatt haben den Ausschlag gegeben.

Weitere Bilder zur Otto Sverdrup gibt es hier…

Aber fangen wir vorne an. Es ist keine Kreuzfahrt, die Otto Sverdrup ist ein Expeditionsschiff. Es sind Wissenschaftler an Bord, es werden viele Exkursionen und Vorträge zur Erkundung der Umwelt und der Natur gemacht. Das Programm ist sehr anspruchsvoll. Auf Komfort muss man trotzdem nicht verzichten, die Restaurants sind exzellent, das Essen ist norwegisch international und vorzüglich. Es gibt einen Spa und auch großzügige Suiten. Die Kreuzfahrt-spezifischen Auswüchse, wie Animationsprogramm, Tanzveranstaltungen und Besäufnisse gibt es nicht. Wir sind mit nur 180 Gästen und 130 Gastgebern an Bord. Kein Rummel und vor allem corona-gerechter Abstand mit allen notwendigen Vorbeugungsmaßnahmen. 

Geplant sind 14 Tage Fahrt von Hamburg bis zum Nordkap. Es wird 3 komplette Seetage geben, ansonsten sind wir jeden Tag in einem anderen Hafen, die Küste wird rauf und runter im Reißverschlussverfahren angefahren.

 

Start in Hamburg mit umfangreichem Corona-Check-In

Bevor es an Bord geht, steht eine umfangreiche Prozedur an. Neben den üblichen Check-In-Maßnahmen und der Security steht ein PCR-Corona-Test an. Nach nervöser Spannung und anderthalb Stunden später die Freigabe und der Marathon durch das Terminal. Es gilt die norwegischen Einreisebedingungen zu erfüllen. Danach atmet man tief durch. Geschafft, an Bord!

Bilder vom Hamburger Hafen..

Alle Sorgen über Enge, Langeweile, Dunkelheit und Gedränge haben sich sofort nach dem ersten Rundgang auf dem Schiff erledigt. Es macht sich eine meditative Ruhe breit. Ich habe in zwei Wochen eine Stunde Film gesehen und einen Roman noch nicht zu Ende gelesen. Und gefehlt hat mir nichts. Tagsüber finden Exkursionen an den jeweiligen Anlegestellen statt, es gibt regelmäßig Vorträge, Infoveranstaltungen und sogar Märchenlesungen statt. Dazu kommen 3 entspannte Mahlzeiten pro Tag und immer die Gelegenheit auf einem der Aussendecks das Meer oder das Umfeld zu erkunden.

Jeden zweiten Dienstag um pünktlich 18 Uhr legt die „Otto“ ab Richtung Norden. Die aktuellen Position der Hurtigrutenschiffe sieht man hier… 
Mehr zur Route und zur Tour gibt es in der detaillierten Reisebeschreibung. 

Einrichten der Kabinen, erste Deckrundgänge ein erstes Essen an Bord. Die Grundversorgung ist mehr als gesichert. Alle Passagieren werden mit roten Hurtigruten-Jacken und Spikes ausgestattet und auf Norwegen losgelassen.

 

Nächtlicher Besuch in der Hapag-Halle in Cuxhaven

Schon nach etwas mehr als 2 Stunden wartet der erste Landgang. Es wird gemunkelt, ein 2. Anlegepunkt in Deutschland hätte steuerliche Vorteile. Und die Region Cuxhaven braucht in Corona-Zeiten jede mögliche Unterstützung.

So werden wir nachts um 23 Uhr mit Bussen vom Anleger zur Hapag-Halle gefahren. Die Hapag-Halle war früher das Schiffsterminal für Auswanderer. Es gab eine Zugverbindung zwischen Hamburg und Cuxhaven, die schneller war als jedes Schiff. So sparte man sich schon einmal einen Teil der Seefahrt. Dazu kam, dass alle Auswanderer dieselben Formalitäten durchlaufen musste, wie sie in Amerika zu erwarten waren. Denn die Passagieren hatten meist nur das Geld für eine Passage, wenn sie in Amerika nicht aufgenommen wurden, mussten sie auf Kosten der Reederei wieder zurückgebracht werden.

Infos zur Hapag-Halle auf der Seite des Fördervereins.

Heute ist die Hapag-Halle eine Event-Lokation, man kann für Festivitäten alle Größen von Räumen anmieten. Katja Cordes, die Geschäftsführerin, stellt uns das Konzept vor und wir bekommen eine Rundführung, einen Imbiss und einen nächtlichen Auftritt eine Shanty-Gruppe. Die armen Leute mussten für uns bis Mitternacht warten. Dafür gab’s für alle ein Belohnungsbier.

Und wir durften uns weit nach 1 Uhr ins Bett schleichen.

 

Stavanger und das Ölmuseum

Nach einem kompletten Seetag auf dem offenen Meer sind wir alle gespannt auf den ersten Landgang in Norwegen. Es ist morgens schon deutlich länger dunkel, um halb 10 beginnt es erst zu dämmern. Entsprechend leer erscheint einem Stavanger, nur Hurtigruter mit ihren roten Jacken streichen durch die Fußgängerzone. 

Bilder von Stavanger…

Angeblich ist als erster ein Frisör auf die Idee gekommen, sein Geschäft bunt anzumalen. Auf jeden Fall haben viele andere Geschäfte die Idee übernommen und die Gassen der Altstadt sind bunt und attraktiv geworden.

Sicherlich ein Highlight ist das Ölmuseum mit seinen riesigen Modellen von Ölplattformen und Tankern. Auch die einer Plattform nachempfundenen Anbauten sind sehr interessant. Wirklich toll geworden ist der Film zu Entwicklung der Ölindustrie, den man nicht verpassen sollte.

Die vielen kleinen Geschäfte in der Altstadt laden zum bummeln ein, wenn auch im Winter morgens die Heimeligkeit etwas verloren geht.

Im Sommer ist der gesamte Hafenbereich mit Tischen und Stühlen vollgestellt und Touristen drängen sich um die Plätze. Jetzt im Winter glänzen die historischen Gebäude mit weihnachtlicher Beleuchtung. 

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Die weihnachtlich geschmückten Häuser in der Altstadt von Stavanger

 Unbedingt ansehen sollte man sich auch Gamle Stavanger die historische Siedlung mit alten Holzhäusern und dem Museum in der alten Konservenfabrik.

 

Ålesund - die Jugendstilstadt

Nächste Station auf der Reise nach Norden ist Ålesund. Die Altstadt von Ålesund ist 1904 komplett ausgebrannt und danach neu aufgebaut worden. Dabei hat man sich sehr stark am Jugendstil orientiert. Für Architekturliebhaber drängt sich also ein Bummel durch die Altstadt an. Wir erreichen Ålesund an einem richtigen Wintermorgen. Es ist Sylvester, deshalb ist das berühmte Aquarium geschlossen, somit entfällt ein üblicher Programmpunkt. Entsprechend sind auch viele Geschäfte und Cafes zu. Die Altstadt wirkt deshalb etwas verlassen.

Bilder von Ålesund…

Ein „Muss“ ist allerdings zu jeder Jahreszeit ein Ausflug auf den Hausberg, den Aksla. Der Aufstieg durch den Park und dann Treppen hinauf ist zwar steil, aber der Ausblick oben lohnt jede Mühe. Es zahlt sich aus, daß wir die Spikes mitgenommen haben, denn die Wege sind, wie in Norwegen üblich, nicht gestreut oder geräumt. Wir sind gewarnt worden: „In Norwegen ist es sehr rutschig!“ Auch sollen wir auf Schirme verzichten. Mit Schirmen würden man uns sofort als Touristen identifizieren. Gut das wir nicht alle die gleiche Jacke anhaben.

Nach 418 Stufen ist man auf 189 m Höhe und hat eine phantastischen Blick auf Ålesund und die umliegenden Inseln. Es ist allerdings winterlich kalt und das Cafe und die Terasse hat auch nicht geöffnet. Deshalb wandern wir auf der Rückseite des Aksla durch den wunderschönen Winterwald in einer Schleife wieder zurück nach Ålesund. 

 

Wieder unten im Ort nutzen den Rundgang durch die Jugendstilhäuser zu einem Einkauf in einem kleinen Lebensmittelladen und bauen die Schokoladen- und Lakritzbestände für den Rest der Reise auf. Am Nachmittag, es ist schon wieder dunkel, legen wir wieder ab und es geht weiter.

Im Dunkeln wirkt Ålesund mit seinem Berg Aksla ganz toll. Unsere ursprüngliche Befürchtung, dass es durch die lange Dunkelheit im Winter deprimierend schwierig wird, wird widerlegt. Zum Einen ist es sehr entschleunigend und zum anderen sind die beleuchteten Häuser und Gebäude sehr schön anzusehen. Für jemanden der gerne Nachtaufnahmen macht, ein paradiesischer Zustand. 

Und nach einem kalten Wintertag an der Luft freut man sich auf das Abendessen! Es gibt ein besonderes Sylvester-Menü. In Norwegen wurde wegen Corona ein Alkohol-Ausschankverbot erlassen. Das gilt auch für Schiffe, die sich in norwegischen Gewässern befinden. Wir sind vor der Reise darüber aufgeklärt worden, uns trifft das also nicht unvorbereitet. Auf der Reise vor unserer, wurde die Regelung ausgerechnet während des ersten Seetages erlassen. Das hat dann fast zu einer Meuterei auf dem Schiff geführt.

Die „trockenen“ Sylvester-Feierlichkeiten halten sich dann in Grenzen. An Bord gibt es kein Feuerwerk, nur in ca. 3 km Entfernung an Land kann man ein paar Raketen bewundern. Ansonsten begeht man den Feiertag in Ruhe. 

 

 

Brønnøysund und Torghatten

Unser nächstes Tagesziel ist Brønnøysund, aber vorher kommen wir an einem Höhepunkt der Reise vorbei. Es steht ein Fotostop am Torghatten an. 

Der Torghatten ist an sich schon ein sehr eindrucksvoller Berg, aber durch einen Durchbruch in der Mitte wird er zur Attraktion. 20 Meter breit und bis zu 35 Meter hoch ist das Loch in der Mitte, so dass man tatsächlich aus der Entfernung durchgucken kann. Unser Schiff kreuzt fast eine halbe Stunde,  das Manöver nennt sich „Active Sailing“. So haben wir ausführliche Gelegenheit, den Torghatten von allen Decks und allen Perspektiven zu fotografieren.

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Fotostop am Torghatten

Mehr zum Torghatten…

In Brønnøysund kommen wir dann erst am Nachmittag an, da geht die Sonne schon wieder unter und wir erleben den Ort nur noch in Dunkelheit.  

 

Bilder von Brønnøysund…

In Brønnøysund werden 2 Exkursionen angeboten, eine Wanderung und ein Ortsrundgang mit Besichtigung der Kirche. Die Möglichkeiten sind überschaubar. Wir erkunden den Ort auf eigene Faust. Aber, wie gehabt, dem Umzug der Rotjacken kann man nicht ausweichen, an einem Neujahrstag sind nur wenige Norweger unterwegs. 

An der Kirche kommt man eigentlich nicht vorbei, in der Dunkelheit wirkt sie sehr einladend. Wegen Corona dürfen wir nur in Etappen hinein. Da wir vor der großen Karawane ankommen, haben wir noch einen exklusiven Einblick in Ruhe. Der ganze Ort wirkt schnuckelig. An vielen Häusern hängt noch die Weihnachtsbeleuchtung und in vielen Wohnzimmer flackert das Kaminfeuer. Man bekommt ein Gefühl dafür, wie die Norweger mit der dunklen Jahreszeit umgehen. „Mit Hygge gegen die Depri“.

Für uns flackern die Kerzen im Restaurant zum Abendessen. In der Nacht passieren wir den Polarkreis. Die übliche Polartaufe wird deshalb auf die Rückfahrt vertagt. Wir merken nichts von der Überquerung, aber ab jetzt werden wir die Sonne so gut wir nicht mehr zu sehen bekommen.

 

Die Lofoten-Svolvær

Wir werden durch lautes Kratzen geweckt, auf dem Deck unter uns wird Schnee geschippt. Teile des Decks werden wegen Glätte gesperrt. Der Tag beginnt mit einer Hiobsbotschaft. Das Wetter ist zu schlecht für die Lofoten. Der geplante Halt in Reine muss ausfallen. Alternativ laufen wir den Hafen von Svolvær an. Geplant ist dann ein Busausflug nach Henningsvær, ein typischer Lofoten-Ort, bekannt durch tausende Bilder. Berühmt ist der Fußballplatz, fast zu allen Seiten vom Meer umgeben.

Bilder von Svolvær…

Beim Anlegen kommt dann die nächste Enttäuschung. Das Busunternehmen hat den Ausflug abgesagt. Die Straßen nach Henningsvær sind nicht sicher befahrbar. Da kann man nichts machen. Das Expeditionsteam muss improvisieren. So wird ein Rundgang durch Svolvaer angeboten. Svolvaer ist mit über 4500 Einwohner so etwas wie die Hauptstadt der Lofoten, es gibt einen kleinen Flughafen und einige Fährverbindungen zum Festland. Deswegen ist hier oft der Ausgangspunkt für Lofoten-Rundtouren. Deswegen gibt es einige Hotels und Unterkünfte. Den ganzen Morgen liegt der Ort in einer Dämmerung, die Sonne bekommt man nicht zu sehen. Aber das Licht ist magisch und man spürt die Stimmung, die die Lofoten so attraktiv macht. 

Neben einem Hotel sieht man die Außensauna in einer Hütte mitten im Wasser, man möchte sich sofort hineinsetzen. Das Hotel gehört zu einer tollen Anlage, dem Svinoya Rorbuer. Zum ersten Mal auf dieser Rundreise kommt das Gefühl auf, hier müssen wir noch einmal herkommen und uns die Lofoten in Ruhe ansehen.

Nachmittag geht es dann mit dem Schiff weiter, wir nehmen uns den Lofoten-Merker auf die Liste. Der angekündigte Abstecher in den Trollfjord, mit eingeschalteten Scheinwerfen eine Galerierunde drehen und weiterfahren, muss wegen Seegang ebenfalls abgesagt werden. Schade, also müssen wir wirklich wieder herkommen.

  

Alta und das Eishotel in Sorrisniva

Die Etappe in Alta ist sicher ein Höhepunkt der Reise. Erst aber gilt es, alle Passgieren durch eine Corona-Test zu bringen. Die Nachricht freut uns dann natürlich, alle Passagiere sind negativ getestet. Wir sind alle bereit für weitere Aktivitäten. Nach dem Mittagessen kommen wir an, es wird schon wieder dunkel und bleiben bis Mitternacht. Dafür warten viele Programmpunkte auf uns.

Bilder von Alta…

Meine Mädels haben eine Tour zu den Schlittenhunden gebucht, der Ausflug mit dem Schneemobil wurde leider abgesagt. Es gab zu wenig Interessenten. Ich mache den Ausflug zum Eishotel nach Sorrisniva. Wir fahren ca. 30 Minuten mit dem Bus und erreichen das Hotel mitten im Wald in einer tollen norwegischen Winterlandschaft.

Neben einem normalen Hotel mit einem zeltförmigen Restaurantgebäude und einer gemütlichen, mit Kaminfeuer beheizten, Hotelhalle, liegt das Eishotel. Die ganze Installation ist auf ca. 6 Grad unter Null gekühlt. Es gibt jede Menge Zimmer, zum Teile sehr interessant gestaltet. Dazu gibt es eine Bar, eine Ausstellung und sogar eine Kapelle, in der auch Trauungen durchgeführt werden. In den Zimmern kann und soll man tatsächlich schlafen. Allerdings wird angeraten eine Stunde vor dem Zubettgehen nichts mehr zu trinken, damit man nachts nicht raus muss.

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Der Eingang zu Eishotel

Bilder vom Eishotel…

Die gesamte Hotelanlage macht einen tollen Eindruck, hier möchte man gerne ein oder zwei Nächte verbringen. es muss ja nicht in der Gefrierkammer sein. Das Restaurant sieht auch sehr gemütlich aus. Und Snow Mobil fahren kann man hier auch!

Auf dem Rückweg haben wir dann Gelegenheit die größte Sehenswürdigkeit von Alta, die Nordlichtkathedrale, zu besichtigen. Dies wollen nicht viele Hurtigruter machen, so bin ich an der Kirche nahezu alleine. Die Kirche ist ein futuristisches Gebäude mit einem eher sachliche Gebetsraum. Man weist mich darauf hin, dass es im Vorführraum einem Film zu den Nordlichtern gibt. Und so erhalte ich eine Exklusiv-Vorführung. Alta versteht sich als die Nordlicht-Stadt schlechthin. Und so wird hier ein ganz toller Film mit vielen tollen Timelapse-Szenen mit jede Menge Nordlichtern gezeigt. Muss man unbedingt gesehen haben.

Nach dem Abendessen haben wir dann Gelegenheit selbst auf die Jagd nach Nordlichter zu gehen. Wir werden mit einem Bus ca. eine Stunde weit zu einem Hügel gebracht, wo die Chancen auf Nordlichter sehr gut stehen sollen. Dort erwartet uns ein Zelt mit Heißgetränken und einem Imbiss und Fotoguides, die uns bei den Fotos helfen sollen. Der Ausflug wird von Glød Explorer organisiert, ein junges Team, das viele Aktivitäten in der tollen Natur Nord-Norwegens organisiert.

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Nordlichter bei Alta

Und tatsächlich, die Guides haben einen guten Platz ausgesucht. Und wir erleben nach ca. 30 Minuten Wartezeit ein Feuerwerk der Aurora. Sogar meine Mädels sind begeistert und halten die 2 Stunden Fotografiererei in der Kälte durch. Ein absolutes Highlight der gesamten Reise.

Nach Mitternacht erreichen wir das Schiff, mit dem wir uns wieder aufmachen in die Nacht.

 

Honningsvåg und kein Nordkap

Am nächsten Morgen erreichen wir dann Honningsvåg, den nördlichsten Hafen unserer Reise. Eigentlich sollte von hier der Ausflug zum Nordkap starten. Aber wieder macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Die Straße zum Nordkap ist für Busse nicht befahrbar. Also bleibt nur ein Rundgang um den Hafen und durch die kleine Ortschaft. 

Bilder von Honningsvåg…

Damit wir noch eine Besonderheit von der Nordkap-Region kennenlernen, machen wir am Nachmittag noch einen Ausflug zu einer Königskrabben-Zuchtstation. Die Königskrabbe ist noch nicht sehr lange am Nordkap heimisch. Vermutlich wurde sie aus den asiatischen Meeren durch Russland nach Murmansk umgesiedelt, um dort den Einwohner ein zusätzliches Nahrungsmittel zu verschaffen. Dazu wurden nur starke Tiere verwendet, die auf den Rücken gelegt sich selbst wieder umdrehen konnten. Von Murmansk sind die Krabben dann weiter zum Nordmeer gewandert und haben in Norwegen eine Goldgräberstimmung ausgelöst. Die autorisierten Krabbenfischer verdienen ca. 100€ pro Kilogramm, in Deutschland zahlt man dann bis zu 200€ im Feinkosthandel. Die Tiere werden bis zu 8 kg schwer, der Panzer kann bis 35 cm breit werden, dementsprechend kann die Spannweiter über 1 m betragen.

Einen Haken hat die Sachen natürlich, Königskrabben haben keine natürlichen Feinde, deswegen müssen die norwegischen Fischer dafür sorgen, dass die Krabben nicht weiter Richtung Süden zu den Lofoten und den Kabeljaufanggründen wandern. Dort würden sie ein richtiges Problem darstellen.

Kein Problem dagegen ist es, die fertigen Produkte vor Ort zu verkosten. Sehr schmackhaft und eine toller Zwischenimbiss.  

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Frischer bekommt man Königskrabben nirgendwo!

Satt wird man natürlich von so einer Portion nicht. Sehen, wie die Tiere gefangen werden (mit ca. 2 m großen Fallen) kann man leider auch nicht Draußen tobt ein ungemütlicher Schneesturm und macht alle Außenaktivitäten unmöglich. Rund um die Anlage bestehend aus 2 stabilen Sami-Zelten liegt 40 cm Schnee. Also zurück mit dem Bus, vorbei an der angeblich nördlichsten Tankstelle der Welt, zurück zum Schiff und in das warme Restaurant. 

Mehr Nordkap ging leider nicht! Und so legen wir um 20 Uhr wieder ab und beginnen mit der Rückreise in Richtung Süden.

 

 

Tromsø

Mit Oslo, Stavanger und Bergen und entlang der Südküste, haben wir ja schon viele schöne Orte in Norwegen kennen gelernt. Auf der Hinreise zum Nordkap sind noch viele Plätze dazu gekommen. Aber mit Tromsø ist ein neuer Favorit dazu gekommen. Schon die Einfahrt in die Bucht von Tromsø ist fantastisch. Bis Mitte Januar ist die Sonne hier nicht zu sehen, die Stadt und auch die umliegenden Bergen sind erleuchtet und uns erwarten viele Highlights, die man vom Schiff schon sieht. Der Anleger ist direkt an der Innenstadt, mit direktem Blick auf das Tourist Shop und das berühmte Polaria.

 

Bilder von Tromsø…

Das Polaria ist dann auch die erste Anlaufstation auf unserer Erkundungstour rund um Tromsø. Das Polaria Erlebniszentrum ist ein architektonisches Kleinod, dass an ineinander geschobene Eisblöcke erinnern soll. Rein optisch denkt man direkt an die Oper in Sidney. Im Polaria ist ein Aquarium mit einer Bartrobben-Station. Dort müssen wir auch direkt die Fütterung mit anschauen, den Rest des Gebäudes dürfen wir erst einmal nicht anschauen. Für Kinder ist das natürlich ein Spektakel. Wir lernen wenigstens, dass Robben in Gefangenschaft sehr empfindlich für Krankheiten sind. Deswegen müssen sie täglich untersucht werden. Und vor Allem müssen sie regelmäßig die Zähnen geputzt bekommen.

Weitaus spannender ist die Audioschau im Vorführraum. Der auf der Panoramawand gezeigte Film ist unter Mitwirkung von Ole Salomonson, dem wohl renommiertesten Nordlicht-Fotografen Norwegens, entstanden. Nicht verpassen! Seine Bilder und Videos kann man auf seiner Homepage Arctic Light Photo bewundern. Er hat auch an der Videoshow in der Nordlichtkathedrale in Alta mitgewirkt. In einem Nebengebäude wird ein antikes Forschungsschiff ausgestellt, leider musste das Gebäude wegen Corona vorübergehend geschlossen werden. Aber der Uferbereich rund um das Aquarium ist auch sehr spannend und lohnt einen Rundgang.

Nicht weit entfernt ist ein klassischer Publikumsmagnet (in normalen Zeiten). Die Mack-Brauerei lockt mit Besichtigungstouren und Verkostungen sonst viele Gästen. Die Brauerei wirbt damit, die nördlichste Brauerei der Welt zu sein. Die Bierhalle, die Ølhallen ist beliebt und berüchtigt, wegen Corona fällt diese Attraktion aktuell leider aus.  

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Soll an Eisberge erinnern, die Architektur des Polaria

Nach einem kurzen Rundgang durch die Fußgängerzone, machen wir uns mit dem Bus über die Tromsøbrua (Tromsøbrücke) und an der Eismeerkathedrale vorbei auf zur Talstation der Fjellheisen-Seilbahn. In wenigen Minuten geht es 420 m hoch auf den Storsteinen Oben wartet ein großes Plateau mit eine Aussichtsfelsen auf uns. Von dort kann man weit über Tromsø und die umliegenden Inseln und Fjorde blicken. Und wir haben Glück, der Dunst zieht weg und wir haben freie Sicht zum fotografieren. Unter uns liegt die Eismeerkathedrale und die Brücke. Was man nicht sieht und was Tromsø ebenfalls ausmacht ist, der Fjord und die Halbinsel sind quasi unterkellert. Die Brücke ist kein Nadelör, sondern der Verkehr wird durch zwei Tunnel geleitet  und auch unter der Stadt durchgeführt. Das entlastet die Parkplatz und die Innenstadt.

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Blick von der Bergstation auf Tromsø

Nicht weit von der Talstation der Seilbahn ist die Eismeerkathedrale. Auch dieses Gebäude ist architektonisch sehr interessant. Während der Innenraum eher schlicht wirkt, ist die Glasrückwand sehr farbenfroh. Ursprünglich war die Glasfront durchsichtig, sodass die Kirchenbesucher von der durchscheinenden Sonne geblendet wurden. Viele Besucher saßen dann mit Sonnenbrille in der Messe, was den Verantwortlichen nicht gefiel. Also musste ein Sonnenschutz her, was mit mit den bunten Scheiben hervorragend gelungen ist. Das wiederum gefiel dem Architekten der Kirche gar nicht. Nachdem er die Scheiben gesehen hat, soll er die Kirche bis zu seinem Tod nicht mehr besucht haben.

Wir freuen uns heute aber über die tolle Rückansicht! 

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Das Glasfenster der Eismeerkathedrale

Zuwenig Zeit bleibt für die vielen anderen Attraktionen, die Tromsø noch zu bieten hat. Museen, die Brücke, unter der Brücke entsteht ein neues Wohn- und Freizeitzentrum, am Hafen sind viele tolle Restaurants und schicke Hotels, die Museen, und, und…

Ganz klar, nach Tromsø müssen wir noch einmal für ein verlängertes Wochenende oder als Basis für Exkursionen in die Region oder zu den Lofoten.

 

 

Narvik und das Kriegsmuseum

Schneefall in Narvik. Auf unserem Balkon liegen 5 cm Schnee. Die philippinischen Seeleute machen auf dem Anleger eine Schneeballschlacht und lassen sich stolz fotografieren. Wir machen einen Spaziergang durch den Schnee ins Zentrum von Narvik. 

Bilder von Narvik…

Narvik hat im zweiten Weltkrieg traurige Berühmtheit erlangt. Weil der Hafen auch im Winter eisfrei ist, war er von strategischer Bedeutung für den Transport von schwedischem Stahl. So haben hier massive Kämpfen zwischen deutschen und britischen Verbänden stattgefunden. Man dokumentiert die Schlachten ausführlich im Kriegsmuseum von Narvik. Dazu gibt es ein sehenswertes Videoboard mit einer Visualisierung der Kämpfe.

Neben der Dokumentation der Vorgänge ist aber ein Schwerpunkt der Ausstellung, wie Krieg entstehen kann und wie man Krieg vermeiden kann. Ein ganz aktuelles Thema. Wir waren nachher überrascht, wieviel Zeit wir im Museum verbracht haben.

 

Aber Narvik hat noch viel mehr zu bieten. Mitten im Ort sind die Fiskehallen, ein Fischverkauf mit einem Restaurant. Vormittags ist das Restaurant noch nicht in Betrieb, aber wir können uns mit Räucherlachs und Trockenfisch eindecken. Da gibt es irgendwann eine schönen Zwischenmahlzeit.

Einen kleine Fußmarsch entfernt liegt der Kirkepark mit der alten Kirche und älteren Häusern drum herum. Eine schöne Siedlung.

Überall in Narvik hat man eine freie Sicht auf den Hausberg mit dem beleuchteten Skihang. Der Hang geht nahtlos in die Siedlungen von Narvik über. Wir sehen Skifahrer, die von der Piste über die Straßen bis nach Hause fahren. Auf diesen Berg wollen wir am Nachmittag. Es geht neben dem Skihang mit der Seilbahn nach oben auf das Narvikfjell, 656 m hoch. Oben ist ein gemütliches Panoramarestaurant, wo es Kuchen und heißen Tee für uns gibt. Außen liegen über 50 cm Schnee, es ist stürmisch und kalt, aber der Blick ist atemberaubend. Natürlich kann man den Ausblick auch mit einem Tee am Kaminfeuer (auf dem Videobildschirm!) genießen.

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Blick von der Bergstation auf Narvik

Durchgefroren und  abgekämpft schlagen wir uns durch bis zum Schiff und freuen uns auf die warme Kabine und ein leckeres Abendessen. Um 19 Uhr legen wir ab und fahren in die Nacht. Wir werden mit einem dreigängigen Menü verwöhnt, unter Anderem gibt es Königskrabbe. Man, geht es uns gut. Wir richten uns gemütlich ein, es steht ein kompletter Seetag mit der Überquerung des Polarkreises an. 

Narvik und das Kriegsmuseum

Wir überqueren den Polarkreis tagsüber und auf Deck wird die Polartaufe zelebriert mit Eiswasser mit Schnaps. Nicht jeder mag diese Prozedur mitmachen, manche Leute ziehen die Beobachtung vom Whirlpool aus vor.

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Polartaufe vorne und hinten

Was wir vorher nicht geglaubt hätten, selbst an einem Tag, wo es keine Exkursionen gibt, ist es nicht langweilig. Man genießt die Ruhe, lässt sich treiben, liest etwas oder träumt einfach ein wenig. Und dann gibt es ja noch die Mahlzeiten. Urlaub pur!

 

 

 

Kristiansund und die Atlantikstraße

Kristiansund wird heute immer noch als die Klippfischstadt bezeichnet. Fischerei war früher der Haupterwerb in der Region. Der auf den Klippen getrocknete Fisch war und ist ein wichtiges Exportprodukt, besonders in Spanien und Portugal ist norwegische „Bacalao“ sehr beliebt. Heutzutage hat  die Ölförderung vor der Küste eine größere Bedeutung. Aber die Historie spiegelt sich immer noch durch die Statue des „Klippfischweibs“ am Bootsableger im Zentrum. 

Bilder von Kristiansund…

Neben der Statue findet man hier eine weitere Besonderheit. Kristiansund liegt auf drei Inseln: Inlandet, Kirklandet und Nordlandet. Im Volksmund heißen die beiden Nebeninseln Marokko und Tahiti. Rund um den Anleger und auf der Fähre hat man tolle Fotomotive. In Restaurants und Geschäften hat man Gelegenheit sich detaillierter mit dem Klippfisch zu beschäftigen.

Für uns beginnt der Tag sehr früh, um viertel vor 9 startet der Ausflug zur Atlantikstraße. Wir fahren in die aufgehende Sonne entlang der Küstenlinie. Die Atlantikstraße verbindet zahlreiche Inselchen zu einer durchgehenden Verbindung, durch zahlreiche Brücken merkt man fast nicht, dass man eigentlich ständig über Wasser fährt. Das Panorama ist atemberaubend, die Sonne tut nach den dunklen Tagen super gut. Beim Spaziergang über die Klippen übersieht man fast, dass man von lauter Rotjacken umgeben ist.

Die Atlantikstraße hat erst kürzlich durch eine Verfolgungsjagd in der letzten James Bond Verfilmung mit Daniel Craig an Popularität gewonnen. 

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Die höchste Brücke der Atlantikstraße

Am Ende durch Rundfahrt wartet noch ein genialer Fotospot auf uns. Die Holzkirchen von Kvernes. Wegen der Straßenverhältnisse können wir nicht den letzten Hügel bis hoch fahren. Der Weg ist ziemlich rutschig, aber ein schöner Rundgang bei strahlendem Sonnenschein und toller Kulisse.

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Die Holzkirchen in Kvernes

Am Nachmittag wartet dann noch eine spannende Aktivität. Wir untersuchen mit einer Unterwasserdrohne das Hafenbecken rund um den Hafenanleger. Wir fotografieren und filmen Seesterne, Seeigel und einen Fischschwarm. Die Bilder werden dann später an Bord von einer Spezialistin analysiert und typisiert. Spannend, ich hätte nicht gedacht solch eine biologische Vielfalt direkt im Hafenbecken vorzufinden.

In die Dämmerung hinein verlassen wir Kristiansund noch einmal mit einer fantastischen Panoramasicht an Deck.

 

 

Sonntags in Bergen

Wir waren in Bergen schon bei unserer Wohnmobiltour. So kennen wir den Fischmarkt und auch die Seilbahn auf den Fløyen, den Hausberg mit Panoramablick über Bergen kennen wir schon. Deswegen sind wir nicht so enttäuscht, es ist Sonntag und der Markt und die Seilbahn sind geschlossen. Auch die meisten Geschäften und Lokale haben am Sonntagmorgen zu. 

Wir verzichten auf den Ausflug auf den Ulriken, den größten Berg mit 643 m oberhalb von Bergen und genießen die Ruhe eines Rundgang in der Altstadt rund den Hafen und die Seilbahnstation.

Bilder von Bergen…

Am Hügel zum Fløyen stehen noch viele alte Häuser, das Viertel lädt zum Bummeln ein. Auch rund um den Torget, dem Marktplatz sind interessante Geschäfte (leider zu!) und Sehenswürdigkeiten. Am Hafen ist die Fischhalle mit einem Fischgeschäft und dem Restaurant geöffnet. Bryggen, die alten Hansehäuser am Hafen sind erstaunlich leer. Erst als der erste Bus mit Rotjacken vom Ulriken zurückkommt belebt sich die Szenerie. Im Sommer war es hier brechend voll, aber jetzt sind viele Geschäfte und natürlich die Cafes zu.

Bergen gilt als die regenreichste Stadt Europas, angeblich soll es in der Stadt Automaten für Regenschirme geben (die haben wir allerdings nicht gesehen). Wir habe aber Glück, es ist Trocken, wenn auch eher grau.

Anbieten würde sich auch eine Exkursion nach Gamle Bergen, ein Freilichtmuseum im Ortsteil Sandviken mit vielen historischen Gebäuden.

Nach einem eher entspannten Tag in Bergen, machen wir uns auf den Weg Richtung Hamburg. Bergen ist die Basisstation der Hurtigruten. Mit uns lagen noch 2 weitere Schiffe der Reederei im Hafen. Währende unseres Rundgangs, wurde das Schiff mit Proviant versorgt und die Wäsche wurde ausgetauscht. Wir bereiten uns auf einen Sturm auf offener See vor, es werden Windstärken bis Stärke 8 erwartet und wir sind 36 Stunden im offenen Meer unterwegs. Viel Zeit, um das Boarding in Hamburg vorzubereiten und eine Resümee der Reise zu ziehen. 

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Ausfahrt aus dem Hafen von Bergen, oberhalb der Hausberg Fløyen und hinten der Ulriken

Wir haben zwei fantastische Wochen Urlaub gemacht. Es war wirklich keine Kreuzfahrt, die Bezeichnung Expedition trifft es viel besser. Von den Corona-bedingten Einschränkungen haben wir profitiert, so waren nur 180 Gäste an Bord, die Busse waren immer nur zu 50% belegt. Dadurch gab es nie Gedränge, alles war entspannter für uns.

Wir wären sofort an Bord geblieben und noch einmal gefahren. Wir werden die Reise auch später noch einmal machen, vielleicht dann im Sommer mit der Mittsommernacht.

Nach Norwegen müssen wir jedenfalls noch einmal. Die Lofoten und Tromsø haben es uns angetan. Ja, und das Nordkap haben ja auch nicht gesehen. 

Der Service an Bord, die Restaurants, das Expeditionsteam (es gibt sogar eine Bordfotografen!) und das Programm sind exzellent und unbedingt empfehlenswert. Für die äußeren Bedingungen kann die Crew nichts, aber es hat immer einen Plan B, selbst bei schlechtesten Wetterbedingungen, gegeben. Details zur Reise und zu Hurtigruten findet ihr hier.

 

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